© Magdalena Hoefner

Samstag | 3. Mai

18 Uhr · Sprengel Museum Hannover / Calder Saal
Kurt-Schwitters-Platz 1 · 30169 Hannover

Gestalt und Freiheit

Michael Wendeberg – Klavier
Philippe Goos – Sprecher
Margit Kern – Gespräch

Programm
Biografien
Ticket-Information
Eine Veranstaltung der Hannoversche Gesellschaft für Neue Musik e.V. gefördert von der Stiftung Niedersachsen, realisiert in Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover.

Programm

Die HGNM setzt in diesem Jahr im Rahmen des Klangbrücken Festivals „Geträumte Revolutionen“ einen besonderen Akzent auf die  frühen Klaviersonaten von Pierre Boulez. Sie zählen zu seinen wichtigsten und richtungsweisenden Kompositionen der späten 1940er-Jahre und frühen 1950er-Jahre: Sie haben die Entwicklung der Neuen Musik in der Nachkriegszeit entscheidend mitgeprägt. Interpretiert werden die Klaviersonaten durch den Pianisten und Dirigenten Michael Wendeberg, der sich seit Jahren intensiv mit den Werken von Boulez beschäftigt (u.a. als Pianist vom Ensemble Intercontemporain unter Leitung von Boulez). Um Boulez auch mit seinen musiktheoretischen Texten vorzustellen wird die musikalische Darbietung von kurzen Lesungen aus seinen Schriften und Interviews mit Philippe Goos, Schauspiel Hannover, begleitet.

Boulez komponierte drei Klaviersonaten: die Erste Klaviersonate im Jahr 1946, die Zweite Klaviersonate in den Jahren 1947–48 und die Dritte Klaviersonate in den Jahren 1955–57 mit weiteren Ausarbeitungen bis mindestens 1963, obwohl nur zwei seiner Sätze (und ein Fragment eines anderen) veröffentlicht wurden.  Mit den Sonaten machte Boulez einen Schritt weg von traditionellen Formen und erschafft - wie Gerald Bennett es beschreibt - „einen dreidimensionalen Raum, in dem alle verwandten Formen den gleichen Abstand von einem imaginären Zentrum haben.“  und Charles Rosen kommentiert die kontrapunktische Musik der Sonaten als eine Verwandlung des Klaviers „in ein riesiges Vibraphon“.

Neben diesen drei Meilensteinen der früheren Nachkriegsjahre wird seine außerordentliche Rolle als Intellektueller, Autor, Theoretiker, Dirigent und Interpret durch seine Texte gegenwärtig. Im Gespräch zwischen Michael Wendeberg und Margit Kern, zweite Vorsitzende der HGNM und Akkordeonistin, erleben Sie einen persönlichen Einblick zu der Arbeit am Werk und der Zusammenarbeit mit dem Komponisten Pierre Boulez.

Programm

Pierre Boulez (1925–2016)
Piano Sonata No. 1 (1946/49)

1. Lesung
Piano Sonata No. 2
(1948) 

2. Lesung

Piano Sonata No. 3 (1955–57/63)

Künstlergespräch mit
Michael Wendeberg und Margit Kern



Biografien

Michael Wendeberg

Als Dirigent und Pianist verfügt Michael Wendeberg über ein umfangreiches Konzert- und Opernrepertoire, das barocke Werke ebenso einschließt wie die intensive Beschäftigung mit neuer und neuester Musik. 1974 in Albstadt geboren, studierte er zunächst Klavier bei Jürgen Uhde, Markus Stange, Bernd Glemser und Benedetto Lupo, später Dirigieren bei Toshiyuki Kamioka in Saarbrücken. Als Pianist war Wendeberg Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe und trat als Solist mit namhaften Orchestern unter Dirigenten wie Jonathan Nott, Marek Janowski und Daniel Barenboim auf. Von 2000 bis 2005 gehörte er als Pianist dem Ensemble Intercontemporain an und arbeitete intensiv mit Pierre Boulez zusammen. Dessen komplettes Klavierwerk führte er 2015 bei den Festtagen der Berliner Staatsoper sowie 2018 im Boulez-Saal auf. Eine CD-Gesamtaufnahme ist Anfang 2021 bei dem Berliner Label bastille erschienen. Seit dem Wintersemester 2018/2019 ist er Professor für Klavier und Klavierkammermusik an der Barenboim-Said-Akademie in Berlin.Wendeberg ist als Gastdirigent renommierter Orchester und Ensembles gefragt. Er leitete unter anderem die Staatskapelle Berlin, die Junge Deutsche Philharmonie, die Slowenische Philharmonie, das Klangforum Wien, das Remix Ensemble Porto, das Ensemble Intercontemporain Paris, die Birmingham Contemporary Music Group, das Ensemble Musikfabrik und die Sinfonietta Basel. Beim Lucerne Festival, der Münchner Biennale, den Bregenzer Festspielen, der Biennale in Venedig, dem Eclat Festival Stuttgart, dem Ultraschall Festival Berlin, den Klangspuren Schwaz und bei Wien Modern war er mit verschiedenen Programmen zu Gast. Zuletzt debütierte er beim SWR-Sinfonieorchester, mit dem Mahler Chamber Orchestra beim Beethovenfest Bonn sowie mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin beim Festival Acht Brücken in Köln. Von 2011 bis 2018 war er Musikalischer Leiter des Ensemble Contrechamps in Genf. 2020 / 2021 leitete Wendeberg u. a. ein Konzert mit dem WDR-Sinfonieorchester bei den Wittener Tagen für Neue Kammermusik und die Uraufführung der Kammeroper »Wind« von Alexander Moosbrugger bei den Bregenzer Festspielen.

Margit Kern

Margit Kern studierte Akkordeon bei Hugo Noth an der Staatlichen Hochschule für Musik, Trossingen und bei Matti Rantanen an der Sibelius Akademie in Helsinki. Sie konzertiert mit Solo-Recitals und als Kammermusikerin in vielen europäischen Ländern, reiste in die USA, nach Süd-Korea, China, Kanada. Sie spielt als Gast bei Musikfabrik NRW, mit Rias Kammerchor, den Stuttgarter Vocalsolisten sowie bei der Romanischer Sommer Köln, Forum neuer Musik des DLF, Ultraschall, SMCQ Festival Kanada und vielen anderen Festivals. Eine rege Zusammenarbeit verbindet sie mit zahlreichen zeitgenössischen Komponisten, deren Werke sie uraufführt. In eigenen Projekten initiiert sie neue Werke für Akkordeon. Zahlreiche Rundfunkporträts verdeutlichen diese Spezialisierung. 2005 veröffentlichte sie ihre erste Solo-CD mit dem Titel „Heart“, es folgten „TWO“ und „mirror“. In mixtura realisiert sie zusammen mit Katharina Bäuml seit 2010 gemeinsame Projekte im Spannungsfeld von Alter und Neuer Musik. 2011 erschien bereits die erste CD „Miniatures“ mit eigens für mixtura neu geschriebenen Werken. Es folgten „Archipel Machaut“, „Sibylla“ und „Ommaggio a Francesco“. Ihre CDs entstanden als Kooperationsprojekte mit Radio Bremen, Bayerischer Rundfunk, Deutschlandfunk und Radio Berlin Brandenburg.Zusammen mit Olaf Tzschoppe realisiert sie in ensemble etendis Programme, die die Künste interdisziplinär betrachten. Margit Kern lehrt als Honorarprofessorin an der Hochschule für Künste, Bremen, im Fachbereich Musik. Sie ist im Vorstand der HGNM in Hannover

Philippe Goos

Philippe Goos wurde 1980 in Kiel geboren. Von 1995 bis 2003 Statist und Nebendarsteller im Kieler Opern- und Schauspielhaus. Von 2001 bis 2003 Studium der Philosophie und Germanistik in Kiel, danach Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Während des Studiums erste Gastengagements, dann mit der Spielzeit 2006/07 festes Ensemblemitglied am Schauspiel Hannover. Hier arbeitete er u.a. mit Lars-Ole Walburg, Anna Bergman, Florian Fiedler, Tom Kühnel, Mina Salehpour, Sebastian Schug, Claudia Bauer und Christopher Rüping. Mehrere Arbeiten entstanden zusammen mit Thorleifur Örn Arnarsson wie etwa die mit dem Deutschen Theaterpreis DER FAUST ausgezeichneten Inszenierung der Edda.
2011 wurde er mit dem Förderpreis „Weiter so!“ der Gesellschaft der Freunde des hannoverschen Schauspielhauses e.V. (GFS) ausgezeichnet. Philippe Goos spielt u. a. in Der einsame Westen, Momo und König Lear


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