Luciano Berio (1925 – 2003)
Glossa für Klarinette und Violoncello
Glossa wurde von Luciano Berio im Jahr 1997 komponiert und erst nach seinem Tod veröffentlicht. Es enthält Teile aus dem Werk Berios Alternatim für Klarinette, Viola und Orchester. Mit seinen typischen Tremoli und den kleinen, nur minimalistisch veränderten Motiven beider Instrumente, welche sich rasch abwechseln oder auch zwischendurch miteinander verschmelzen, ist es ein kurzes und passendes Eröffnungsstück für unser Programm.
Luigi Dallapiccola (1904 – 1945) (Lehrer Berios in Tanglewood)
Ciaccona, Intermezzo e Adagio
für Violoncello solo
Ciaconna: Con larghezza
Intermezzo: Allegro, con espressione drastica
Adagio: con sordina
Das Werk für Cello solo Ciaconna, Intermezzo e Adagio von Luigi Dallapiccola wurde von dem Cellisten Gaspar Cassadó angeregt und ist ihm auch gewidmet. In allen Sätzen verbindet sich die Methode der Zwölftonmusik mit einer sinnlich mediterranen Klangsprache. Es wurde 1945 komponiert und ist stark von den Grauen des 2.Weltkrieges geprägt: die Ciaconna von barocker Form „zusammengehalten“, im Intermezzo extrem expressiv und im Adagio durch die an Alban Bergs Violinkonzert erinnernden Quinten in eine Leere geführt, die zwischendurch auch einen Keim von Hoffnung spüren läßt. Das von Dallapiccola ans Ende der Komposition notierte „Deo gratias“ könnte bedeuten, dass das ganze Werk auch als ein Gebet verstanden werden kann.
Luciano Berio (1925 – 2003)
6 Duetti für Klarinette und Violoncello
Henri (Pousseur): come una marcia
Pierre (Boulez): staccato sempre
Leonardo (Pinzauti)
Shlomit (Almog)
Camilla (Adami)
Yossi (Pecker)
Die Duetti wurden von Luciano Berio zwischen 1979 und 1983 komponiert, es handelt sich hier um eine umfangreiche Sammlung (34) kleiner Miniaturen, die wie Skizzen den Charakter einer in der Überschrift genannten Person aus Berios Bekanntenkreis musikalisch widerspiegeln. Unsere Auswahl von 6 Stücken beginnt mit den beiden Komponisten, die auch im weiteren Programm zu hören sind.
Henri Pousseur (1929 – 2009)
Automates dans leur Jardinet
Première piccolodie: Canon, très calibre – Sentier du pavillon Révérences engrenées, Premier pentacle: La Passepied – La Thébaine – La Sarabande – La Gavotte – La Gigue Sentier des étangs – Deuxième piccolodie: Minifuguette – Sentier du petit pont Révérences engrenées, Second pentacle: La Badine – La Gaillard – La Padovanne – La Sicilienne – La Bosniaque Sentier du belvédère – Troisième piccolodie: Chaquine
In Frankreich war es üblich in prachtvollen Gärten auch kleine mechanische Figuren aufzustellen, die sich von Wind und Wasser angetrieben vielfältig bewegten. So kann man sich die Musik der Automates dans leur Jardinet komponiert von Henri Pousseur als einen abwechslungsreichen Spaziergang vorstellen durch einen solchen Garten mit kleinen Wegen über Brücken, entlang eines Teiches und mit schöner Aussicht - dazwischen tanzen, drehen und bewegen sich die Figuren.
(Zusammenarbeit mit Beri o im Studio di Fonologia Musicale)
Pierre Boulez (1925 – 2016)
Domaines für Klarinette solo
Cahier A
Cahier B
Cahier C
Cahier D
Cahier E
Cahier F
Das Stück Domaines von Pierre Boulez existiert in zwei Versionen, hier erklingt das Original für Klarinette solo, ursprünglich für den deutschen Klarinettisten Hans Deinzer geschrieben, der 30 Jahre als Dozent an der Musikhochschule in Hannover tätig war. Das Stück besteht aus 6 kleinen „Skizzen“, A bis F, die der Spieler in beliebiger Reihenfolge spielen darf, danach folgt „Miroir“, die Spiegelung, wo der Spieler die gleiche Reihenfolge rückwärts spielt. Es ist nicht nur die umgekehrte Reihenfolge, so dass man die gleiche Musik zweimal spielt, sondern die Musik ist dann außerdem in sich, spiegelverkehrt, dass heißt der erste Ton ist auch der letzte.
Graham Waterhouse ( *1962)
bow’n blow duo op.20 für Klarinette und Violoncello
Allegro moderato
Andante tranquillo
Vivace
Bow’n blow duo wurde im Frühjahr 1998 von Graham Waterhouse komponiert und stellt die beiden Instrumente gleichberechtigt nebeneinander. Sie treten in einen interessanten Dialog wie im 1.Satz, entwickeln schöne Melodien im 2.Satz oder begleiten zart umspielend die andere Stimme, oder aber sie wirbeln wild umeinander wie im letzten Satz, der im Stil einer Tarantella geschrieben ist. Graham Waterhouse wurde in London geboren und lebt als Komponist und Cellist in der Nähe von München. Das Werk ist interpretiert vom Duo des Ensemble Tedesco als Ersteinspielung auf YouTube zu hören.
(Zusammenarbeit mit Boulez im Ensemble Moderne)
(Texte: Bodil Mohlund und Sabine Angela Lauer)