© Privat

Sonntag | 27. April

18 Uhr · Freie Waldorfschule am Maschsee
Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 70 · 30173 Hannover

Bowing an Blowing

Ensemble Tedesco:
Bodil Mohlund – Klarinette
Sabine Angela Lauer – Violoncello

Programm
Biografien
Eintritt frei – Spenden erbeten
Eine Veranstaltung der Freien Waldorfschule am Maschsee
Gefördert von:

Programm

Luciano Berio (1925 – 2003)
Glossa für Klarinette und Violoncello

Glossa wurde von Luciano Berio im Jahr 1997 komponiert und erst nach seinem Tod veröffentlicht. Es enthält Teile aus dem Werk Berios Alternatim für Klarinette, Viola und Orchester. Mit seinen typischen Tremoli und den kleinen, nur minimalistisch veränderten Motiven beider Instrumente, welche sich rasch abwechseln oder auch zwischendurch miteinander verschmelzen, ist es ein kurzes und passendes Eröffnungsstück für unser Programm.

Luigi Dallapiccola (1904 – 1945) (Lehrer Berios in Tanglewood)
Ciaccona, Intermezzo e Adagio
für Violoncello solo

Ciaconna: Con larghezza
Intermezzo: Allegro, con espressione drastica
Adagio: con sordina

Das Werk für Cello solo Ciaconna, Intermezzo e Adagio von Luigi Dallapiccola wurde von dem Cellisten Gaspar Cassadó angeregt und ist ihm auch gewidmet. In allen Sätzen verbindet sich die Methode der Zwölftonmusik mit einer sinnlich mediterranen Klangsprache. Es wurde 1945 komponiert und ist stark von den Grauen des 2.Weltkrieges geprägt: die Ciaconna von barocker Form „zusammengehalten“, im Intermezzo extrem expressiv und im Adagio durch die an Alban Bergs Violinkonzert erinnernden Quinten in eine Leere geführt, die zwischendurch auch einen Keim von Hoffnung spüren läßt. Das von Dallapiccola ans Ende der Komposition notierte „Deo gratias“ könnte bedeuten, dass das ganze Werk auch als ein Gebet verstanden werden kann.

Luciano Berio (1925 – 2003)
6 Duetti für Klarinette und Violoncello

Henri (Pousseur): come una marcia
Pierre (Boulez): staccato sempre
Leonardo (Pinzauti)
Shlomit (Almog)
Camilla (Adami)
Yossi (Pecker)

Die Duetti wurden von Luciano Berio zwischen 1979 und 1983 komponiert, es handelt sich hier um eine umfangreiche Sammlung (34) kleiner Miniaturen, die wie Skizzen den Charakter einer in der Überschrift genannten Person aus Berios Bekanntenkreis musikalisch widerspiegeln. Unsere Auswahl von 6 Stücken beginnt mit den beiden Komponisten, die auch im weiteren Programm zu hören sind.

Henri Pousseur (1929 – 2009)
Automates dans leur Jardinet

Première piccolodie: Canon, très calibre – Sentier du pavillon Révérences engrenées, Premier pentacle: La Passepied – La Thébaine – La Sarabande – La Gavotte – La Gigue Sentier des étangs – Deuxième piccolodie: Minifuguette – Sentier du petit pont Révérences engrenées, Second pentacle: La Badine – La Gaillard – La Padovanne – La Sicilienne – La Bosniaque Sentier du belvédère – Troisième piccolodie: Chaquine

In Frankreich war es üblich in prachtvollen Gärten auch kleine mechanische Figuren aufzustellen, die sich von Wind und Wasser angetrieben vielfältig bewegten. So kann man sich die Musik der Automates dans leur Jardinet komponiert von Henri Pousseur als einen abwechslungsreichen Spaziergang vorstellen durch einen solchen Garten mit kleinen Wegen über Brücken, entlang eines Teiches und mit schöner Aussicht - dazwischen tanzen, drehen und bewegen sich die Figuren.

(Zusammenarbeit mit Beri o im Studio di Fonologia Musicale)

Pierre Boulez (1925 – 2016)
Domaines für Klarinette solo

Cahier A
Cahier B
Cahier C
Cahier D
Cahier E
Cahier F

Das Stück Domaines von Pierre Boulez existiert in zwei Versionen, hier erklingt das Original für Klarinette solo, ursprünglich für den deutschen Klarinettisten Hans Deinzer geschrieben, der 30 Jahre als Dozent an der Musikhochschule in Hannover tätig war. Das Stück besteht aus 6 kleinen „Skizzen“, A bis F, die der Spieler in beliebiger Reihenfolge spielen darf, danach folgt „Miroir“, die Spiegelung, wo der Spieler die gleiche Reihenfolge rückwärts spielt. Es ist nicht nur die umgekehrte Reihenfolge, so dass man die gleiche Musik zweimal spielt, sondern die Musik ist dann außerdem in sich, spiegelverkehrt, dass heißt der erste Ton ist auch der letzte.

Graham Waterhouse ( *1962)
bow’n blow duo op.20 für Klarinette und Violoncello

Allegro moderato
Andante tranquillo
Vivace

Bow’n blow duo wurde im Frühjahr 1998 von Graham Waterhouse komponiert und stellt die beiden Instrumente gleichberechtigt nebeneinander. Sie treten in einen interessanten Dialog wie im 1.Satz, entwickeln schöne Melodien im 2.Satz oder begleiten zart umspielend die andere Stimme, oder aber sie wirbeln wild umeinander wie im letzten Satz, der im Stil einer Tarantella geschrieben ist. Graham Waterhouse wurde in London geboren und lebt als Komponist und Cellist in der Nähe von München. Das Werk ist interpretiert vom Duo des Ensemble Tedesco als Ersteinspielung auf YouTube zu hören.

(Zusammenarbeit mit Boulez im Ensemble Moderne)

(Texte: Bodil Mohlund und Sabine Angela Lauer)

Biografien

Esnsemble Tedesco

Klarinette und Cello, einerseits verschieden im Charakter, haben sie doch viele Gemeinsamkeiten: Der ungeheure Tonumfang beider Instrumente reicht von allerhöchsten Höhen bis in dunkle Tiefen, und das warme Timbre ist der menschlichen Stimme sehr ähnlich. So kann es nicht verwundern, dass sie im Duo oftmals gleichberechtigt einhergehen und abwechselnd die Führung übernehmen oder zart begleiten. Sie können beide in Melodien schwelgen, fröhlich und virtuos plaudern oder auch im Streitgespräch gegeneinander konkurrieren, ebenso im Klang miteinander verschmelzen als sei es ein riesiges Instrument mit vielen Tönen...!
Innerhalb des seit über 30 Jahren bestehenden Ensemble Tedesco fand sich diese Duo-Formationszeit 2021 zusammen und die beiden studierten Musikerinnen erarbeiten ein stetig wachsendes Repertoire: Neben vielen Orginalkompositionen der klassischen Zeit und der Moderne, finden sich auch Bearbeitungen, die Sie in den Jazz, die Folkmusic und die Welt beliebter Opernmelodien entführen. Das Saxophon kann die Stelle der Klarinette einnehmen und schmeichelt besonders mit seinem warmen, wohligen Klang.

Bodil Mohlund

In Schweden geboren, studierte sie Klarinette an der Musikhochschule in Piteå. Als Austauschstudentin kam sie nach Deutschland, wo sie bis heute lebt und eine Stelle als Klarinettistin im Bundespolizeiorchester innehat. Daneben ist sie außerdem als Dozentin, als Saxophonistin und Kammermusikpartnerin tätig und als gefragte Aushilfe in div. Orchestern sowie als Bühnenmusikerin der Staatsoper Hannover.

Sabine Angela Lauer

wurde in Riverside / Kalifornien geboren. Nach ihrem Violoncellostudium bei Prof. Gerhard Hamann in Trossingen ist sie seit 1989 Dozentin für Cello an der Freien Musikschule Hannover. Im Jahr 1992 wurde die Kammermusikvereinigung Ensemble Tedesco gegründet, in der sie bis heute als Cellistin mitwirkt.
Von 1993–2002 spielte sie regelmäßig bei den Symphonikern Hamburg, dem Göttinger Symphonie Orchester und im Philharmonischen Orchester Bremerhaven mit. Seit 2017 ist sie Mitglied im Kammerorchester Suon di Corda. Zur Vervollkommnung ihres Spiels besuchte die Cellistin 1999 einen Meisterkurs bei Boris Pergamenschikow und nahm viele Jahre regelmäßig Privatstunden bei Prof. Konrad Haesler. Ihre Ausbildung als Dirigentin erhielt sie von Prof. Karl-Heinz Bloemeke, Detmold und nahm 2009, 2011 und 2013 aktiv an Meisterkursen bei Tilo Lehmann teil. Seit 2005 ist sie die künstlerische Leiterin des Kammerorchester Bothfeld und seit 2016 des Brahms-Orchester-Hannover.

Gefördert durch:
Projektpartner*innen: